Es ist nicht nur Gold, das glänzt – The famous Golden Circle

Its time to get on the road!

Koffer in den kleinen Twingo gequetscht und los gehts. Der erste richtige Tag unseres Roadtrips beginnt und ich kann gar nicht beschreiben, wie sich das angefühlt hat. So viel Aufregung, Ungewissheit und freudige Erwartung. Für mich war so ein Roadtrip eine ganz neue Erfahrung, mein erstes Mal sozusagen.

Wir starten auf der Ringstraße, die von jetzt an unser Dauerbegleiter sein wird. Es geht gen Süden. Ich habe gehört, die meisten starten ihren Trip mit dem Uhrzeiger, wir haben uns für die andere Variante entschieden. Unsere ersten Stationen gehören zum klassischen Golden Circle. Damit bezeichnet man eine Anzahl von Sehenswürdigkeiten, die innerhalb weniger Stunden von Reykjavik aus zu erreichen sind und unter Touristen daher natürlich sehr beliebt.

Während wir über die gut asphaltierte Straße huschen, ist der Himmel wolkenverhangen und es regnet leicht. Trüb und grau würde man hier in Deutschland sagen, in Island wirkt das ganze stimmungsvoll. Die Berge sind mystisch und hinter jeder Kurve wartet eine Überraschung.

Als wir an unserem ersten Stop, dem Geysir, ankommen, regnet es, aber wir können den blauen Himmel schon erspähen. Noch kurz im Auto einen Schluck getrunken, Kamera und Co. in den Rucksack gepackt und schon beginnen wir unsere kleine Wanderung zu den berühmtesten Geysiren Islands.

Parken kann man am Geothermal-Park übrigens super. Gleich neben dem abgesperrten Geysir-Bereich steht ein großes Restaurant mit angeschlossenem Shop und Parkplatz. Nebenan entsteht gerade ein weiteres schickes Hotel.

Der Weg zum Strokkur  ist neblig und es müffelt ein bisschen nach faulem Ei, ganz so wie man es nun mal von Schwefel „gewohnt“ ist. Der Strokkur ist eigentlich der kleinere Geysir, aber trotzdem die wichtigste Touristen-Attraktion. Denn der eigentliche Geysir, nach dem wahrscheinlich alle anderen Geysire auf der ganzen Welt benannt worden sind, hat sich schon lange nicht mehr dazu erbarmt, auszubrechen. Der Strokkur hingegen ist relativ verlässlich und spuckt alle 10 bis 15 Minuten kochend heißes Wasser in die Luft. Vorsicht, wenn ihr den Geysir besucht, stellt euch am besten nicht in Windrichtung, sonst seid ihr ganz schnell nass.

Circa eine Stunde bestaunen wir die heißen Quellen, wandern auf dem gelblich-braunen Boden hin und her und schauen in türkisblaue bis dunkelblaue Wasserlöcher, die scheinbar bis in den Mittelpunkt der Erde reichen. Danach machen wir uns auf zu unserer nächsten Station. Unser Sightseeing-Plan ist schließlich eng gesteckt und am Abend müssen wir unser neues Hotel noch während der Check in-Zeit erreichen.

Tipp: Viele Hotels haben gerade während der Nebensaison relativ kurze Check-In-Zeiten. Darauf solltet ihr unbedingt achten, wenn ihr euren Tagesplan zusammenstellt. Denn wer nach Check in kommt, kann auch schon mal Pech haben und steht am Ende ohne Unterkunft da. Uns selbst ist das aber zum Glück nicht passiert, denn ich hab alles ganz fein säuberlich aufgeschrieben.

Ziel Nummer zwei für diesen Tag ist der Gullfoss. Gull steht hier für Golden und Foss bezeichnet auf isländisch einen Wasserfall. Im Sonnenlicht soll der Gullfoss ganz golden strahlen und wunderschön sein. Uns hat er sich allerdings nur im Regen gezeigt. Ich fand ihn aber nicht minder beeindruckend. 32 Meter hoch ist der Wasserfall und schlängelt sich durch eine tiefe Schlucht. Es ist total faszinierend, den Wassermassen beim Fall zuzusehen. Wir Menschen wirken dagegen so klein und hilflos. Die Macht des Wassers kann man deutlich spüren.

Rund um den Gullfoss ist alles gut ausgebaut. Es stehen reichlich Parkplätze zur Verfügung, eine Art Rasthof sorgt für die wichtigsten Versorgungen, inklusive Souvenirs und ein befestigter Weg führt zum Wasserfall selbst. Dennoch rate ich allen zu gutem Schuhwerk, wie eigentlich überall auf Island. Eine Regenhose kann übrigens auch nicht schaden, denn man hat die Möglichkeit, ganz nah an den Wasserfall heranzugehen. Dort kann es auch schon mal ziemlich nass, windig und laut sein. Aber genau deswegen lohnt es sich schließlich.

Nachdem wir den Wasserfall genug bestaunt haben, schlängeln wir uns wieder aus unseren Regenhosen und setzen uns zurück ins Auto. Es geht weiter in den Süden, Richtung Vik. Unser Ziel lautet Seljalandsfoss – ja, noch ein Wasserfall.

Die Strecke ist unfassbar schön. Wir fahren zwischen bunten Wäldern umher, genießen Panoramaaussichten, von denen ich niemals zu träumen gewagt hätte und kommen uns die ganze Zeit vor wie in einem Freizeitpark. Als wir dann auf der langen Strecke auf den Seljalandsfoss zufahren, reißt die dichte Wolkendecke auf. Die Sonne kommt heraus, der Himmel ist strahlend blau und mir steigen die Tränen in die Augen. Vor uns liegt so ein wunderschöner Wasserfall, dekoriert mit einem bunten Regenbogen, um ihn herum sattgrünes Gras. Fotos können dem Anblick niemals gerecht werden.

66 Meter fällt das Wasser über einen Berghang in einen kleinen See. Danach fließt das Wasser in einem kleinen Bach ruhig in Richtung Meer als wäre nie etwas gewesen. Das Besondere an dem Seljalandsfoss ist nicht nur seine praktische Lage direkt an der Ringstraße, sondern auch die Tatsache, dass man hinter ihm her laufen kann. Damit ist er eine absolute Seltenheit und selbstverständlich eine Art Touristenspektakel. Als wir kommen, neigt sich die Sonne langsam, der Wasserfall wird direkt angestrahlt und wir haben wunderschönes Licht. Nach den 20.000 Fotos statten wir uns mit wasserdichter Kleidung aus und klettern hinter den Wasserfall. Hinter so einer Naturmacht zu stehen, ist schon etwas ganz besonderes. Ich kriege das Grinsen deswegen gar nicht mehr aus dem Gesicht. 😉

 

Mein eigentliches Tageshighlight sollte aber noch folgen. Kaum sind wir hinter dem Wasserfall hervorgekommen, machen wir uns auf zum nächsten Wasserfall. Der kleinere Gljufrafoss ist fast noch sowas wie ein Geheimtipp und befindet sich ein 20 Minuten Gehzeit vom Seljalandsfoss entfernt. Wenn ihr euch vor dem Seljalandsfoss befindet, haltet euch einfach links, es gibt sogar einen Weg. Um dann zu dem spektakulären Wasserfall zu kommen, müsst ihr durch einen Felsspalt klettern und durch einen Fluss waten, denn der Gljufrafoss liegt in einer Höhle. Aus einem Loch in der Decke stürzt der Wasserfall in die Tiefe und wir stehen direkt darunter. Mir bleibt die Spucke weg, während mir die Gischt ins Gesicht spritzt. Am Fuß des Wasserfalls liegt ein riesiger Stein, den es zu bezwingen gilt. Mein persönlicher Rat: stellt euch mit dem Rücken zum Eingang, blendet die anderen Menschen aus und genießt das Gefühl, dort zu sein, wo ihr seid. In einer Höhle mit einem Wasserfall!! Unbeschreiblich!

Völlig nass und – zugegen – auch ein bisschen durchgefroren machen wir uns auf zum Auto. Jetzt geht es ab ins Hotel, dort wartet schon ein heißer Whirlpool auf uns.

Unsere Unterkunft: Das Welcome Hotel Lambafell liegt am Fuße des berühmten Ejafjallajökull und ist komplett aus Holz gebaut. Das Ambiente und die Lage sind toll, der Preis weniger. Es ist relativ teuer. Ich kann das Hotel daher nur eingeschränkt empfehlen.

Müde und völlig erschöpft fallen wir abends ins Bett und träumen von endlosen Weiten, wunderschönen Aussichten und bunten Regenbögen.

 

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