Von Klippen und schwarzen Stränden – Island, Tag 3

Island ist wie ein Freizeitpark. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken, alles ist so schön, so unfassbar, so einzigartig, dass einem ein Anblick schnell nicht real vorkommt, dass man häufig gar nicht fassen kann, was da vor einem liegt oder welche Ausblicke sich vor einem erstrecken. Islands Süden ist voll solcher Anblicke, weil sich hier besonders viele Attraktionen aneinanderreihen. So faszinierend das Ganze ist, es hat einen eindeutigen Nachteil: dieser Teil des Landes ist voll mit Touristen.

Tag 3 in Island beginnt im Welcome Hotel Lambafell am Fuß des Ejafjallajökull. Wir stehen früh auf, frühstücken ausgiebig – immerhin ist das im Übernachtungspreis enthalten und Essen ist teuer hier auf Island – und werfen dann unsere Koffer ins Auto. Wir haben Glück mit dem Wetter, es regnet ausnahmsweise nicht und ab und an tun sich Wolkenlücken auf. Die Sonne scheint! Unser erster Stop ist der berühmte Skogafoss. Nur wenige Minuten von unserem Hotel entfernt biegt man von der Ringstraße direkt auf den Parkplatz des Wasserfalls ab. Der Skogafoss ist 60 Meter hoch und 25 Meter breit. An dieser Stelle befand sich einst die Küstenlinie des Landes. Heute kann man einen Haufen Treppen hochsteigen und am Flussverlauf entlang spazieren oder einfach nur von der Aussichtsplattform den Blick in die Ferne oder auf den Foss selbst genießen. Weil wir wirklich früh dran waren, war hier kaum etwas los. Wir haben nicht viele Touristen getroffen und ich hatte ein paar Minuten vor dem Skogafoss für mich ganz allein. Die Kraft und das Rauschen sind einfach unbeschreiblich. Diese Macht und man kommt ihr ganz nah. Es ist ein einmaliges Erlebnis, wenn man sich so dicht wie möglich vor die herabstürzenden Fluten stellt und sich die Gischt ins Gesicht fliegen lässt, die Arme ausbreitet und das Gefühl genießt.

Freiheit und Hilflosigkeit – auf Island ist man sich beider Gefühle ständig bewusst. 

Am Auto angekommen pellen wir uns aus unseren klatschnassen Sachen und legen sie auf die Koffer zum trocknen. An dieser Stelle mein nächster Tipp.

Tipp: Regenhosen und Gummistiefel sowie wasserdichte Jacken sind auf Island einfach unverzichtbar. Auch wenn die Kombi meist nicht die stylischte Fotogarderobe abgibt, erspart sie einem eine fette Erkältung und hält die eigentlichen Klamotten trocken. Außerdem kann man dank der Gummistiefel an Orte, an die die ganzen Touris mit normalen Wanderschuhen nicht kommen.

Weiter gehts. Aber nur wenige Kilometer, denn unser nächster Halt führt uns zu einem ehemaligen Geheimtipp Islands. Und das EHEMALIG sollte man echt groß schreiben. Bevor wir nach Island geflogen sind, hab ich mir genau aufgeschrieben, wie wir manche Orte erreichen, so groß war meine Angst, dass wir uns nicht zurecht finden. Die Angst kann ich allen direkt nehmen. Island ist so easy und trotz seiner Größe total übersichtlich aufgebaut. Die Touri-Orte kann man nicht übersehen. So ist das aber leider mittlerweile auch mit dem Solheimasandur Flugzeugwrack. 1973 ist das berühmteste Flugzeugwrack Islands an der schwarzen Küste abgestürzt und verfällt dort jetzt zusehends. Gleichzeitig bildet es eine wahnsinnige Fotokulisse. Während vor wenigen Jahren nur ein paar Menschen davon wussten, wimmelt es dort heute von Touristen. Um ein Foto mit dem Wrack zu ergattern, muss man wirklich Schlange stehen. Spaß macht das irgendwie nicht, aber wie so oft in Island, kann ich dank der Kulisse an sich alles andere ausblenden. Es ist einfach wahnsinnig geil, wie dieses Metallflugzeug in der schwarzen Wüste liegt. Völlig surreal und unheimlich faszinierend. Für mich hat sich der 4 Kilometer Marsch bei Wind und Regen definitiv gelohnt. Das ist nämlich die Strecke, die man vom Parkplatz aus zum Absturzort zurücklegen muss.

Der nächster Ort unserer Tagestour ist fast unaussprechlich. Dyrholaey ist eine Halbinsel mit einem wirklich berühmten Ausblick. Auf diesen Moment habe ich mich nun schon seit Monaten gefreut. Ja eigentlich schon seit ich ihn zum ersten Mal auf einem der Instagram-Bilder gesehen habe. Fährt man an die Spitze der Halbinsel, ganz hoch zum Leuchtturm und schaut dann nach unten, überblickt man die gesamte Küstenlinie. Und was soll ich dazu noch anderes sagen?

Von der Halbinsel aus bietet sich einem aber noch ein anderer toller Ausblick. Verlässt man das Areal um den Leuchtturm und fährt ein Stück wieder herunter, landet man – gemeinsam mit allen anderen Touristen – an einem schwarzen Strand und kann außerdem schon einen Blick auf Vik’s berühmten Black Sand Beach werfen, der sich in die andere Richtung erstreckt.

Die Halbinsel ist so faszinierend und so voller wunderschöner Ausblicke, dass ich wahrscheinlich den ganzen Tag hier hätte bleiben können. Übrigens war der schwarze Strand gesperrt. Erst kurz vorher war dort wieder eine Person tödlich verunglückt. Das Meer ist hier tückisch. Ihr solltet hier also niemals schwimmen gehen oder am Wasser entlang spazieren gehen. Googelt mal Sneaker Waves und Island, dann wisst ihr genau, warum ich die Warnung ausspreche.

Logischerweise heißt unsere nächste Station Vik und der Black Sand Beach. Reynisfjara, das ist der lange Strand, von dem aus man die Felsformationen Reynisdrangar sehen kann. Laut Legende waren die beiden einst Trolle, die von der Sonne überrascht wurden und so logischerweise zu Stein wurden. Auch befinden sich hier zwei riesige Basalt-Höhlen, ein echt beliebtes Fotomotiv. Dieser Strand ist eines der berühmtesten Wahrzeichen des Landes – und das sieht man auch. So viele Touristen auf einem Haufen haben wir auf Island nicht noch einmal gesehen. Und ich gebe zu, es hat mich ein bisschen traurig gemacht, als ich gesehen habe, wie achtlos die Menschen dort mit der Natur umgehen. Ohne Rücksicht wird auf Felsen herumgeklettert, alles niedergetreten, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Dabei könnte es hier mit Sicherheit sehr schön sein. Ich kann zumindest verstehen, warum dieser Ort die Menschen so fasziniert, obwohl ich es selbst leider kaum gespürt habe.

Uns hält es hier nicht lange. Dafür ist die Erwartung an unser nächstes Ziel viel zu hoch. Also setzen wir uns wieder in den Twingo und fahren weiter Richtung Höfn.

Fjadrargljufur – wer das aussprechen kann, bekommt von mir ein selbst gemachtes Sprachwunderverdienstkreuz verliehen. Die Schlucht ist zur Zeit noch relativ unbekannt, aber da sie auf Instagram immer öfter auftaucht, wird es auch hier wahrscheinlich bald von Touristen nur so wimmeln. Der Weg dorthin ist allerdings noch recht abenteuerlich. Durch eine Schlaglochstraße hoppeln wir zu einem kleinen Parkplatz, neben dem sich direkt der Eingang der Schlucht befindet. Und was soll ich sagen? Ich hab mich direkt verliebt. Bunte Kräuter und kleine Blümchen säumen die tiefgrüne Schlucht, in der Mitte rauscht ein eisblauer Fluss entlang – es ist mehr als malerisch hier, es ist einfach magisch. Wir wandern den Weg den Berg hoch, erahnen langsam, wie die Highlands Islands aussehen könnten, halten einen kurzen Plausch mit ein paar Schafen und stehen bald ganz oben. Der Canyon ist etwa zwei Kilometer lang, aber teilweise über 100 Meter tief und hunderte Jahre alt. Diese Stelle des Landes ist für mich ein Paradies. Am besten lasse ich Bilder sprechen, auch wenn ich finde, dass einfach kein einziges unserer Fotos die wahre Magie des Ortes einfangen konnte.

Wir bleiben hier bis die Sonne untergeht und es langsam dunkel wird. Auf dem Rückweg fängt es leicht an zu regnen und wir wissen, wir haben noch ein gutes Stück Wegstrecke vor uns. Unser letztes Tagesziel ist das Guesthouse Hörgsland. Es befindet sich in – Achtung – Hörgsland und damit ebenfalls direkt an der Ringstraße. Die Zimmer sind relativ modern und sehr sauber. Leider ist es ein wenig hellhörig, so dass wir hier keine besonders ruhige Nacht verbringen. Aber es reicht. Immerhin haben wir ein eigenes Bad und ein wirklich gutes Frühstück am nächsten Morgen.

Jetzt werde ich mich mal ran machen und die nächsten Fotos aus Island bearbeiten. Immerhin geht es in 14 Tagen schon auf den nächsten Trip und den ersten für 2018 – Lissabon. Und darüber möchte ich euch natürlich auch flott berichten können.

Bis dahin wünsche ich euch einen guten Rutsch und ein paar entspannte freie Tage!

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