Unser vierter Tag on the road. Heute starten wir in Hörgsland und fahren bis nach Höfn, einem kleinen Hafenstädtchen im Süden. Auf dem Plan steht der Skaftafell Vatnajökull-Nationalpark und all das, was sich darin befindet.
Als wir ins Auto steigen regnet es – natürlich. Im Guesthouse Hörgsland haben wir uns noch am wirklich guten Frühstücksbuffet satt gegessen. Die Nacht war anstrengend. Das Guesthouse ist unruhig, viele Backpacker übernachten hier und haben die Nach zum Tag gemacht. Aber die frische Luft in Island macht einen schnell munter und die Aussicht auf all die neuen wunderschönen Orte lässt uns die Müdigkeit vergessen.
Der erste Stop: Das Touristen-Zentrum im Skaftafell-Nationalpark. Unser Weg führt uns durch schwarze Sandwüsten und Nebelbänke, die Natur ist so unwirklich, dass man fast glaubt, links und rechts der Straße hätte jemand große Leinwände aufgespannt und dort würde ein einzigartiger Naturfilm laufen. Als dann die Farben an den Bäumen um uns herum explodieren, ahnen wir es schon: wir sind fast am Ziel. Am Touristen-Zentrum befindet sich auch ein großer Campingplatz. Ich bin kein Fan von Camping, aber ich kann mir gut vorstellen, wie schön es hier im Sommer sein kann. Von hier aus kann man Wanderungen durch den Nationalpark unternehmen und Gletscherwanderungen buchen. Leider hat das zeitlich bei uns nicht in den Plan gepasst. Etwas, das wir bei unserem nächsten Island-Besuch definitiv nachholen müssen. So eine Gletscher-Wanderung muss unheimlich beeindruckend sein. Mich hat allein das Bild des ewigen Eises umgehauen. Überall kleine Bäume, die in strahlendem Orange und Rot strahlen und im Hintergrund mächtige Berge und Gletscher in hellem blau, die sich bis ins Tal ergießen. Wahnsinn! Eigentlich wollen wir jetzt zum Svartifoss wandern, aber schon nach kurzer Zeit merken wir, dass dann unser Zeitplan nicht aufgeht und wir nicht rechtzeitig an der Gletscherlagune in Jökulsarlon sein können. Also verzichten wir auf den Wasserfall, schreiben ihn gedanklich auf die nächste Island-To-do-Liste und setzen uns wieder ins Auto.
Ungefähr 60 Kilometer fährt man von hier bis nach Jökulsarlon. Und wieder ist die Natur so unbeschreiblich und wunderschön… Am Ende steht eine rote Hängebrücke, die mich ein wenig an die berühmte Brücke in San Francisco erinnert – nur viel viel kleiner. Die Brücke ist in Nebel getaucht und als wir auf sie drauf fahren, können wir auf ihrer linken Seite plötzlich Eisberge erkennen. Fast schon magisch sieht das aus. Im Nebel und im eisgrauen Wasser schweben die Eisberge hin und her, schimmern in allen Facetten von weiß bis türkisgrün, durchsetzt mit schwarzen Steinstrichen. Wir sind völlig fasziniert. Ein Anblick, den man nicht richtig beschreiben kann. Ich habe hier vorab eine Boot-Tour gebucht. Mit Amphibienfahrzeugen fährt man eine Stunde durch die Lagune und bekommt allerlei nützliche und spannende Infos erzählt. Zum Beispiel, dass die Gletscherlagune ungefähr 18 m² groß und fast 250 Meter tief ist. Und dass der See jedes Jahr größer und tiefer wird, weil der Gletscher selbst sich weiter zurückzieht. Ein wirklich sichtbarer und trauriger Beweis für den Klimawandel.
Unter der Brücke hindurch werden die Eisberge auf das offene Meer gespült. Und von da aus wieder an den Strand. Genau das ist der Ort, an den es uns als nächstes treibt. Diamond Beach nennt man den schwarzen Sandstrand. Zuerst erkennen wir nichts, weil es noch immer so neblig ist. Aber als wir vom Parkplatz aus weiter auf das Meer zugehen, sehen wir die ersten Eisstücke. Wir Diamanten glänzen sie im fahlen Sonnenlicht – der ganze Strand ist überseht. Ein Anblick, den ich in meinem Leben nicht vergessen werde. Bestimmt zwei Stunden wandern wir am Strand entlang, fotografieren jedes Eisstück und schütteln immer wieder mit den Köpfen. Sowas kann doch einfach nicht real sein. Ist es aber und die Eiseskälte an den Fingern beweist es, sobald man die Brocken anfasst.
Erst als wir völlig durchgefroren sind, brechen wir wieder auf. Unser letzter Stop für heute ist unser AirBnb in Höfn. Im Supermarkt decken wir uns noch schnell mit Spaghetti und Sauce ein – unser tägliches Mahl, Fleisch ist einfach viel zu teuer. Heute Abend wird es ruhig für uns, wir hören dem Regen zu, wie er gegen die Fensterscheiben prasselt und kuscheln den kleinen Hund unserer AirBnb-Verwalterin. Sie ist es übrigens auch, die uns die ersten schlechten Nachrichten unserer Reise bringt. Die Ringstraße ist wegen des starken Regens und Überflutungen stellenweise gesperrt, unsere Reiseroute ist derzeit nicht passierbar. Und der Wetterbericht besagt keine Besserung, ganz im Gegenteil, es soll sogar nur noch schlimmer werden. So gehen wir diese Nacht mit einem mulmigen Gefühl ins Bett und wissen nicht, ob wir am Tag danach überhaupt noch weiterfahren können.
Übrigens hier noch ein Tipp: In der Nähe von Höfn, circa 17 Kilometer entfernt, befindet sich ein – zumindest den Bildern nach – unfassbar schöner weiterer Strand. Stokksnes sind schwarze Dünen, im Hintergrund ein bildhübsches Bergmassiv. Für uns ist dieser Stop leider wetterbedingt ausgefallen, aber solltet ihr die Gelegenheit haben, plant einen Besuch hier unbedingt ein. Ich habe gelesen, der Landbesitzer verlangt 800 ISK Eintritt. Haltet die also bereit. 😉
Wahnsinn ! Wirklich tolle Bilder genießt die Zeit !